Schlussbetrachtung und Ausblick

Die vorliegende Arbeit untersuchte die Frage, welches die wesentlichen Gründe für die Rückverlagerungen deutscher Unternehmen aus dem Ausland sind. Aus theoretischen Modellen der internationalen Arbeitsteilung, der Standortfaktorensystematiken, der Behavioristischen Theorie und den Direktinvestitionstheorien sind zwei Hypothesen für die Erklärung von Rückverlagerungen deutscher Unternehmen aus dem Ausland abgeleitet worden.

Die erste Hypothese zielt darauf ab, dass die Unternehmen, die ihre Produktion aus dem Ausland rückverlagert hatten, eine bewusste Entscheidung für den Standort Deutschland getroffen haben. Rückverlagerungen werden vorgenommen, weil sich für Unternehmen entscheidende Faktoren am deutschen Standort in Relation zum ausländischen Standort dahingegen verbessert haben, dass es wieder am Vorteilhaftesten ist, am deutschen Standort zu produzieren. Die zweite Hypothese liefert als Begründung für Rückverlagerungen ein Scheitern der Unternehmen am ausländischen Standort. Dieses Scheitern liegt in einem unausgewogenen Entscheidungsprozess über eine Auslandsverlagerung begründet. Die Unternehmen haben demnach im Vorfeld der Auslandsverlagerung für die Entscheidung relevante Informationen in die Betrachtung nicht einbezogen oder es wurden vorliegende Informationen falsch bewertet. Wobei bei dem Entscheidungsprozess die ersten beiden Phasen, diejenigen Phasen sind, in denen Fehler bei der Entscheidungsfindung gemacht werden konnten. Die erste Phase stellt die Phase dar, in der entschieden wird, ob überhaupt ein Auslandsengagement eingegangen wird. Hierbei muss, so hat die vorliegende Arbeit gezeigt, zusätzlich bewertet werden, ob nicht durch eine Optimierung am inländischen Standort auf eine Produktionsverlagerung ins Ausland verzichtet werden kann und damit die, mit einer Auslandsproduktion verbundenen Risiken zu umgehen. In der zweite Phase wird über den neuen Standort entschieden. Auch hier müssen alle relevanten Informationen einbezogen werden.

Anschließend wurden diese beiden Hypothesen geprüft. Hierzu wurden zwei Fallstudien die Unternehmen Varta Microbattery GmbH und Lemken GmbH & Co. KG herangezogen. Diese beiden Fallstudien sind basierend auf vorhandenen Fallstudien selbst erhoben worden. Zusätzlich zu den Fallstudien wurden weitere Untersuchungen, um die beiden Hypothesen zu überprüfen, herangezogen. Zunächst wurde untersucht, ob Veränderungen von Länderrisiken den Ausmaß von Rückverlagerungen beeinflussen. Weitere Untersuchungen bildeten die PI-Erhebung des Fraunhofer ISI, die Untersuchungen von Schulte, die Untersuchungen von erschienenen Presseartikeln und die Betrachtung von weiterhin in Deutschland produzierenden Unternehmen. Als Ergebnis der Hypothesenprüfung wurde gefunden, dass die meisten Anzeichen dafür sprechen, dass die Unternehmen aufgrund einer unausgewogenen Verlagerungsentscheidung am ausländischen Standort gescheitert sind. Jedoch ließen sich auch Anzeichen dafür finden, dass aufgrund von veränderten Rahmenbedingungen es für die Unternehmen vorteilhaft sein kann wieder in Deutschland zu produzieren und deswegen die Produktion aus dem Ausland rückverlagern. Die Hypothesenprüfung zeigte, dass Unternehmen vor allem deswegen ihre Produktion nach Deutschland rückverlagern, weil sie Rahmenbedingungen am ausländischen Standort zu positiv beurteilen, Kosten und Risiken einer Auslandsproduktion unterschätzen oder den Standort Deutschland entweder gar nicht in die Internationalisierungsentscheidung einbeziehen oder Potentiale, die der deutsche Standort bietet, unterbewerten. Jedoch ist noch einmal klarzustellen, dass der Standort Deutschland trotz allem gravierende Schwächen aufweist. Diese Schwächen drücken sich letztlich auch in den Auslandsverlagerungen von Unternehmen aus. Die letzten Ergebnisse des Fraunhofer Instituts zeigen, dass die Bedeutung von Rückverlagerungen bei den Verlagerungsbewegungen von Unternehmen abgenommen hat. Lag die Rückverlagerungsquote im vorigen Betrachtungszeitraum bei 7 %, so sank sie bei der letzten Untersuchung auf ungefähr 4 %. Die Mehrheit der Unternehmen scheint die Auslandverlagerungsentscheidung nicht mehr rückgängig zu machen. Jedoch zeigen Rückverlagerungsfälle, dass es unausgeschöpfte Potentiale für Unternehmen am Standort Deutschland gibt. Des Weiteren lassen sich durch Betrachtung von Rückverlagerungsfällen, wichtige Ansatzpunkte ableiten, wie künftige Globalisierungsentscheidungen besser umgesetzt werden können und auf welche Problemfelder verstärkt das Augenmerk gerichtet sein sollte. Es zeigt sich, dass Auslandsverlagerungen, die nur aufgrund Kostengesichtspunkten durchgeführt werde, weniger erfolgversprechend ist.

Vor allem zeigen sich bei den Schwachstellen der vorhandenen Untersuchungen, wo eventuelle offene Forschungsfelder liegen könnten. Eine genaue Betrachtung von einzelnen Rückverlagerungsländern könnten z.B. Anhaltspunkte liefern, ob nicht veränderte Standortfaktoren ein größeres Gewicht bei den Rückverlagerungen deutscher Unternehmen einnehmen als bei dieser Arbeit angenommen. Somit legt die vorliegende Arbeit noch einmal die Wichtigkeit weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen die sich mit dem Thema Rückverlagerung auseinander setzten dar.